Wenn wir schon in höchsten Tönen vom HIF schwärmen, so ist es auch mal an der Zeit, dieses Institut genauer vorzustellen. Beim Studium der Festschrift zur 200-Jahr-Feier (!) der ältesten Engadiner Privatschule, beeindruckt schon die lange und wechselvolle Geschichte dieser Lehranstalt in Ftan.
Das Institut wurde von Rosius à Porta im Jahre 1793 in seinem Heimatdorf gegründet und nahm von da an eine zentrale Rolle in der Bildungslandschaft des Engadins ein. Auch wenn, bedingt durch das zu entrichtende Schulgeld, der Unterricht eher den wohlhabenden Bürgern offen stand, so ist doch zu beachten, dass die Schule von Anfang an beide Geschlechter berücksichtigte. Dies war für die damalige Zeit nicht selbstverständlich und spricht für den weltoffenen Geist des Begründers. Wohl gab es aber für die Mädchen und Knaben nicht eine identischen Fächerauswahl. Erstere wurden eher in "weiblichen Arbeiten" unterrichtet, während den Knaben kaufmännisches und gewerbliches Rechnen, Buchhaltung und Geometrie vorbehalten war. Bedenken wir aber, dass selbst in unserer Schulzeit noch eine Trennung zwischen Handarbeit Knaben und Mädchen vorgenommen wurde, so mögen wir den erhobenen Zeigfinger wieder herunter nehmen.
Doch nun wieder ein Blick zurück. Das Ende des 18. Jahrhunderts war ein bewegtes in der Weltgeschichte. Während Mozart in Wien die Zauberflöte schrieb, intonierte man in Frankreich die Marseillaise und in Paris arbeitete die Guillotine dazu im Takt. Georges Washington amtierte in Amerika als erster Präsident und Katharina die Grosse ging in Russland ihrem Ende entgegen.
In diesen wirren Zeiten kehrte Rosius à Porta nach mehrjährigen Solddienst als Feldprediger der Schweizer Truppen unter französischem Befehl, nach der französischen Revolution ins Engadin zurück und widmete sich umgehend wieder seiner angestammten Tätigkeit als Pfarrer und Pädagoge.
Zeitgenossen schreiben über den damaligen Ort und die Menschen:
"Vetten, Vettan, Ftaun oder Fettan ligt ohnweit von Tall Tasna auf einer Anhöche des Bergs, ist eine schöne grosse lustige Gemeind. Hat eins der reinlichsten und besten Wirthshäuser und die willigste Bedienung im ganz Unter-Engadin. Die Strassen des Dorfes sind breit genug, aber nicht gepflastert, und folglich an vielen Orten bei nasser Witterung sehr kothig. Die Menschenart ist hier eher gross. Die meisten Männer messen 5 pariser Schuh 6 bis 8 Zoll (...). Rasch von Natur, greifen sie sich bei der Arbeit an verrichten sie mit Ungestüm, und ermüden sich ohne Noth, daher sie frühzeitig runzlicht werden, und älter aussehen als sie sind. Eben so das andre Geschlecht.; wenn die schlecht geformten harten Mieder, und übrige Kleidung es nicht verunstaltete, so wäre es ziemlich schön und schlank... ."
Dies konnte aber den Pfarrer nicht davon abhalten, von Anfang an auf die Karte Koedukation zu setzen. Zu Beginn musste er seine Schule, welche noch im Dorf im Palazzi untergebracht war, durch schwierige Zeiten führen. Dorfbrände, die Pest und abwechselnde Besetzungen durch französische, österreichische und russische Truppen machten das Leben ziemlich schwierig. Erst als 1803 der Kanton Graubünden gegründet und der Eidgenossenschaft beigetreten war, kamen wieder ruhigere Zeiten.
Vom Institut zum Töchterninstitut zum Institut
In der Schule wurden Knaben und Mädchen aus dem Engadin wie auch Gäste aus dem Ausland unterrichtet.
Nachdem 1885 ein weiterer Dorfbrand Ftan in Schutt und Asche gelegt hat, entschloss man sich, auch als Gegenstück zur Internatsschule für Knaben, dem Lyceum Alpinum in Zuoz, ein Hochalpines Töchterinstitut etwas abgelegen zu bauen. Das Gebäude, der heutige Altbau, wurde 1916 mit 7 Schülerinnen eröffnet. In den 20er Jahren stieg die Zahl der Schülerinnen auf über 70, während sie in den Kriegsjahren drastisch sank.
1963 schrieb der damalige Direktor Dr. Max Gschwind:
"Unser Bestreben geht dahin, die Kinder in der Hausgemeinschaft zur Weltoffenheit zu erziehen, mit kritischem Sinn für Wesentliches und Unwesentliches, damit sie später den Anforderungen, die das Leben an sie stellt, gewachsen sind."
Wesentlich war wohl auch, dass der Direktor den Internatsmädchen ab 1970 das Tragen von Hosen in der Freizeit erlaubte. 1976 erschien der erste externe Schüler, gefolgt von weiteren aus der Umgebung. Die Schule wandelte sich zu einer regionalen Mittelschule mit eidgenössisch anerkannten Abschlüssen. Ab 1993 wurden auch Knaben ins Internat aufgenommen und die neue Bezeichnung "Hochalpines Institut" festgelegt.
Heute präsentiert sich die Schule als eine moderne Institution für Schüler/-innen von nah und fern. Mit einem Schwerpunkt im Bereich Schnee-Sportarten ist sie für sportbegeisterte Jugendliche sehr attraktiv. Somit kommt sie auch unserem Besterben, Sport und Schule sinnvoll zu verbinden, sehr nahe.
Weitere Infos unter www.hif.ch
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